Der Hintergrund

"Neue Handlungshilfen für eine aktive Innenentwicklung" (HAI) ist ein Projekt im Rahmen des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) aufgelegten Forschungsprogramm REFINA (Forschung für die REduzierung der FlächenInanspruchnahme und ein NAchhaltiges Flächenmanagement). Das Forschungsprogramm der Bundesregierung unterstützt bundesweit innovative Modellprojekte unter Einbindung kommunaler und privater Akteure. REFINA läuft seit 2004 und ist auf eine Dauer von 5 Jahren ausgelegt.   

Fachlicher Ausgangspunkt der Antragstellung waren die Ergebnisse aus dem bayerischen Pilotprojekt "Kommunales Flächenressourcenmanagement" des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Augsburg sowie die Erfahrungen aus der Beratung von Städten und Gemeinden zur aktiven Innenentwicklung. In den Städten und Gemeinden - gerade auch mittlerer und kleiner Größenordnung - sind in hohem Maße Innenentwicklungspotenziale in Form von Baulücken, geringfügig bebauten Grundstücken, Althofstellen und Brachflächen vorhanden. Allerdings bestehen erhebliche Hemmnisse bei der Aktivierung dieser Baupotenziale. 

Die Hemmnisse liegen vor allem in folgenden Bereichen:
  • Fehlende flächendeckende Übersichten der vorhandenen Baulandpotenziale im Bestand (Innenentwicklungskataster)
  • Mangelnde Kenntnisse der Interessen und Motive der Grundstückseigentümer,
  • Die vielen "Einzelfälle" an Projekten im Innenbereich mit hohem Beratungs- und Planungsaufwand,
  • Fehlende Gesamtkostenvergleiche zwischen Innen- und Außenentwicklungsprojekten (Kostenwahrheit).

 

Hier setzt das Projekt HAI an!

 

 

 

 

 

Ziele und Maßnahmen von HAI

Kommunen und Grundstückseigentümer sollen zur verstärkten Nutzung der Innenentwicklungspotenziale motiviert und hierbei unterstützt werden (Schwerpunkt Baulücken und Brachflächen).

Das Projekt hatte eine Laufzeit von März 2006 bis Juli 2008.

Ziele

  • Motivation von Gemeinden und Grundstücks-  eigentümern zur verstärkten Nutzung ihrer Innenentwicklungspotenziale (Schwerpunkt Baulücken u. ehemals landwirtschaftlich genutzte Betriebe / Althofstellen), 

  • Erarbeitung möglichst praxisnaher und übertragbarer Handlungshilfen zur aktiven Innenentwicklung, 

  • Befähigung von Büros, kommunale oder sonstige Auftraggeber in Fragen von Innenentwicklung und Flächeneinsparung optimiert zu beraten.

Aktivierte Baulücke

Dazu werden folgende Aufgabenfelder bearbeitet:

  • Analyse der hemmenden und fördernden Faktoren bei der Ansprache von Grundstückseigentümern, 

  • Entwicklung und Erprobung von Strategien zur Eigentümeransprache und Motivation, 

  • Entwicklung einer Differenzierungssystematik für Innenentwicklungs-Projekttypen, 

  • Bewertung der Übertragbarkeit von Kostenanalysen zur Innen- und Außenentwicklung.

 

 

Maßnahmen

  • Gewinnung von Informationen über hemmende und fördernde Faktoren in der Eigentümeransprache (durch Recherche, Grundlagenarbeit, Workshops in Kommunen) und daran orientiert entsprechende Entwicklung von gezielten Lösungsansätzen,

  • Erprobung von unterschiedlichen Eigentümeransprache-Modellen in Modellkommunen und Auswertung der gesammelten Erfahrungen,

  • Flächendeckende Umfrage in kleineren und mittleren Kommunen in Baden-Württemberg und Bayern zur Anwendung, Qualität und Bewertung von Baulandkatastern und der gezielten Ansprache von Grundstückseigentümern, 

GIS-gestütztes Baulandkataster (Ausschnitt)

  • Entwicklung einer Differenzierungssystematik/Typisierung für Innenentwicklungs- Standorte (typische Innenentwicklungsfälle/-projekte, Akteurs- bzw. Motivtypen) mit zu berücksichtigenden Bedingungen und Aspekten, 

  • Diskussion und Verifizierung der Typisierung in einem Experten-Workshop,

  • Einspeisung und Bewertung der Ergebnisse von Kostenfaktorenanalysen damit befasster REFINA-Projekte (Innenentwicklung versus Neuausweisung), 

  • Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse und Erfahrungen in einem Bündelungs-Workshop mit Untersuchung möglicher Widersprüche, Abhängigkeiten, Synergien mit Teilnehmern aus Kommunen, Wissenschaft und Planungsinstitutionen, BMBF bzw. Projektträger.

 

 

 

 

Die Modellkommunen

Besondere Bedeutung kommt der praxisorientierten Erforschung und Erprobung innovativer Handlungsansätze in den vier Modellkommunen zu:

 

 

 

 

 

Ergebnisse

 

Das Projekt HAI wurde im Sommer 2008 mit der Anschlussveranstaltung am 3.Juli 2008 in Baiersdorf erfolgreich abgeschlossen. Der positive und ertragreiche Verlauf des Projektes kann vor allem daran festgemacht werden, dass neue repräsentative Ergebnisse zur Bedeutung von aktivem Flächenmanagement in kleinen und mittleren Kommunen gewonnen sowie konkrete Modelle zur Eigentümeransprache erfolgreich in den Modellkommunen angewendet werden konnten. Nachfolgend werden ausgewählte Projektergebnisse vorgestellt.

 

 

Ergebnisse zur Verbreitung von Baulandkatastern in den Kommunen

 

Repräsentative Befragung aller Kommunen 

Als ein wesentlicher forschungsmethodischer Baustein des HAI-Projektes wurde im Oktober 2006 eine flächendeckende Befragung mittlerer und kleiner Kommunen in Bayern und Baden-Württemberg zum Einsatz von Baulandkatastern und die Bedeutung der gezielten Eigentümeransprache durchgeführt.

Von den insgesamt 2.220 angeschriebenen Kommunen zwischen 2.000 und 50.000 Einwohnern antworteten 1.151 Kommunen, was einer erfreulichen Rücklaufquote von 51,8 % entspricht.

Ausgewählte Ergebnisse 

Über ein Baulandkataster verfügen 298 der Kommunen, was einem einem guten Viertel (25,9%) der Rückläufe entspricht. Weitere 11,5% planen konkret die Einrichtung eines Baulandkatasters (s. Abb.). 

 

Verbreitung von Baulandkatastern in den Kommunen

 

In den Kommunen, die ein Baulandkataster führen, deckt dieses in einem überwiegenden Anteil (77,2%) das gesamte Stadt- bzw. Gemeindegebiet ab. Fast in allen Baulandkatastern werden Baulücken erfasst (96,6%). Brachflächen und ehemals landwirtschaftlich genutzte Hofstellen (Althofstellen) sowie mindergenutzte Flächen folgen in größerem Abstand.

 

Im Größenvergleich der Kommunen zeigt sich, dass der Rücklauf der Antworten bei den größeren Kommunen nur geringfügig höher war als bei den kleineren Kommunen. Bezogen auf den Anteil der Kommunen, die ein Baulandkataster führen, schnitten die größeren Kommunen erwartungsgemäß am besten ab, aber auch die kleineren Kommunen mit unter 10.000 bzw. 5.000 Einwohnern erreichten hier noch beachtliche Anteile von über 20 % (s. Abb.).

 

Anteil der Kommunen mit Baulandkataster nach Größenklasse

 

Weitere Ergebnisse finden Sie unter "Produkte/Publikationen/Presse (Downloads)".

 

Fazit 

Die repräsentativen Ergebnisse der schriftlichen Befragung zeigen, dass Innenentwicklungskataster längst noch kein Standard in den Kommunen sind und sich auch nicht zwangsläufig ab einer bestimmten kommunalen Größenordnung "einfinden". Immerhin ist festzuhalten, dass insgesamt ca. ein Viertel der Kommunen über ein Baulandkataster (Schwerpunkt Baulücken) verfügen und dass wider Erwarten auch viele kleinere Kommunen dieses wichtige Instrument des kommunalen Flächenmanagements aktiv einsetzen. Das Ergebnis verdeutlicht aber auch, dass die Bemühungen zur Einführung von Innenentwicklungskatastern weiter fortgeführt werden sollten. Die Baulandkataster bilden ein wesentliche Triebfeder für den Bewusstseinswandel in den Kommunen unter dem Motto "Werte im Bestand statt Siedlungsentwicklung am Rand". Sie bilden auch die Basis für die kommunale Entscheidungsfindung über gezielten Maßnahmen und Strategien zur Mobilisierung der innerörtlichen Potenziale.

 

Ergebnisse zur gezielten Eigentümeransprache in Kommunen

Baulücken als schlummernde Potenziale 

Die Bedeutung der Baulücken für eine erfolgreiche Innenentwicklung ist häufig nicht bekannt und wird unterschätzt. Die Summe vieler einzelner Baulücken ergibt eine beeindruckende Menge an nutzbarem Nettowohnbauland. Auch wenn nur ein kleinerer Teil der Eigentümer sich zu einem Verkauf entschließt, so können doch Baugrundstücke in einem erheblichen Umfang auf dem Markt, z. B. über eine gemeindeeigene Internet-Baulandbörse angeboten werden. Gleichzeitig wird damit ein bürgerfreundlicher Service für Grundstückssuchende und Zuzugswillige offeriert.

Allerdings bestehen bei Bürgermeistern, politischen Gremien und in der Verwaltung oft erhebliche Vorbehalte private Eigentümer anzusprechen. Es fällt immer wieder der Satz "Die Eigentümer wollen nicht verkaufen, heben das Grundstücke für ihre Kinder oder Enkel auf und es gibt sowieso nur Unmut".

Eigentümeransprache lohnt sich 

Diese Einschätzung konnte mit der Erprobung der gezielten Eigentümeransprache in drei baulückenreichen Modellkommunen widerlegt werden. Bei der schriftlichen Befragung der Baulückeneigentümer mit einem freundlichen Anschreiben des Bürgermeisters und einem überschaubaren Fragebogen haben rund 50 % geantwortet. Und: rund ein Viertel der Eigentümer ist verkaufsbereit! (s. Tabelle). Die Erkenntnisse aus dem Modellprojekt sind auf andere Städte und Gemeinden übertragbar. Weitere Ergebnisse finden Sie unter "Produkte" und "Aktuelles".

 

Ergebnisse der Eigentümeransprache in den HAI-Modellkommunen

Quelle aller Abbildungen: Baader Konzept

 

Muster für Anschreiben und Fragebogen zur schriftlichen Befragung von Baulückeneigentümern:

 

 

 

 

Meilensteine im Projekt

 
  • 1. Meilensteinworkshop am 16.03.2007 in Augsburg (LfU)
  • Expertenworkshop „Innenentwicklungsprojekttypen“ am 12.07.2007 in Pfullingen
  • Bündelungsworkshop zum HAI-Abschluss am 03.07.2008 in Baiersdorf
    Vorträge: 
    - Orientierung und Ziele (pdf)
    - Eigentümeransprache lohnt sich (pdf)
    - HAI – Ergebnisse und Empfehlungen (pdf)